Elementarschäden – Schon bald Pflichtversicherung für alle?

Die Zahl der Pflichtversicherungen in Deutschland ist überschaubar. Möglicherweise kommt aber nach den verheerenden Unwettern zumindest in Bayern eine weitere dazu.

Neben den Sozialversicherungen regelt das Pflichtversicherungsgesetz den Zwang für eine Versicherung nur für den Straßenverkehr. Der Gesetzgeber sieht darüber hinaus einige Berufe als besonders risikoträchtig an. Die Diskussion über den Preisanstieg bei der Haftpflichtversicherung für Hebammen ist noch nicht aus den Köpfen.

Kann es eine indirekte Pflichtversicherung gegen Elementarschäden geben?

Die Brandversicherung im Rahmen der Wohngebäudeversicherung für Wohngebäude stellt keine Pflichtversicherung mehr dar. Wer eine Immobilie finanzieren möchte, muss der Bank diese Police allerdings nachweisen.

Es ist nicht auszuschließen, dass die Kreditinstitute allerdings auf die gleiche Idee kommen, wie einige Mitglieder des bayerischen Kabinetts und künftig auch eine Absicherung gegen Elementarschäden verlangen.

Die jüngsten Bilder haben gezeigt, dass Wasser und Schlamm für eine Immobilie genauso vernichtend sein können, wie Feuer. Finanzminister Markus Söder (CSU) dachte laut darüber nach, eine Elementarschadenversicherung per Gesetz zur Pflichtversicherung zu machen.

Auch ohne Druck seitens des Staates ist eine Versicherung gegen Schäden durch die Einwirklung der Elemente eine sehr sinnvolle Investition. Finden Sie bei uns die besten Angebote, um Ihr Hab und Gut zu schützen.

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Elementarschadendeckung noch nicht beim Verbraucher angekommen

Hintergrund ist die erschreckend niedrige Zahl an bestehenden Policen gegen Unwetterschäden. Die bundesweit zahlreichen Hochwasser der letzten 16 Jahre haben noch nicht bei allen Immobilienbesitzern die Sensibilität ausgelöst, dass ein solcher Schutz Existenzen sichern kann.

Alle fest mit dem Haus verbundenen Elemente werden durch die Wohngebäude Versicherung mit Elementarschutz abgesichert. Nur ein Drittel der Immobilienbesitzer hat eine solche Police in seinen Unterlagen:

Wohngebäude Anzahl der Elementar-Verträge Prozent ohne Schutz
Anzahl in der Wohngebäudeversicherung
2009 18.029.257 4.300.000 76,15%
2010 18.234.580 4.800.000 73,68%
2011 18.323.246 5.100.000 72,17%
2012 18.420.645 5.400.000 70,69%
2013 18.521.263 5.800.000 68,68%
2014 18.628.038 6.200.000 66,72%

 Quelle: Statistisches Bundesamt, GDV, eigene Berechnungen

Wirtschaftsministerin Aigner, ebenfalls CSU, kündigte an, dass im Kabinett zunächst darüber beraten werden soll, wie eine größere Zahl an Verbrauchern auf freiwilligem Weg zu einem Abschluss einer Elementarschadenpolice motiviert werden kann.

Die Intention der Bayern liegt auf der Hand. Auch wenn es am Ende des Tages nicht die Sache des Freistaates ist, betroffenen Anwohnern Soforthilfen und Überbrückungsgelder für zerstörtes Wohneigentum zu bezahlen, wird die öffentliche Hand zumindest Sockelleistungen erbringen. Kostengünstiger wäre es für den Freistaat allemal, wenn die Betroffenen diese Zahlungen aus der privaten Versicherungswirtschaft erhielten.

Wie schwierig es allerdings ist, eine privatrechtliche Versicherung per Gesetz zur Pflichtversicherung zu machen, zeigt die seit Jahren anhaltende Diskussion zur privaten Haftpflichtversicherung. Im Sinne des Opferschutzes gibt es immer wieder Vorstöße, diese Police für private Haushalte verpflichtend zu machen, bislang vergeblich.

Auch Mieter sollten über einen Elementarschutz innerhalb ihrer Hausratversicherung nachdenken. Es ist erschreckend, wie unterversichert die deutschen Haushalte in dieser Hinsicht sind:

Wohnungen Anzahl der Elementar-Verträge Prozent ohne Schutz
Anzahl in der Hausratversicherung
2009 39.390.468 3.700.000 90,61%
2010 39.106.700 4.300.000 89,00%
2011 39.255.020 4.500.000 88,54%
2012 39.426.622 4.700.000 88,08%
2013 39.612.188 5.000.000 87,38%
2014 39.834.033 5.400.000 86,44%

 Quelle: Statistisches Bundesamt, GDV, eigene Berechnungen

Situation der Versicherungswirtschaft

Für die Versicherungsgesellschaften wäre es auf den ersten Blick eine Lizenz zum Gelddrucken, wenn eine private Versicherung per Gesetz zur Pflicht wird. Tatsache ist aber, dass die Versicherer seit Beginn des Jahres damit begonnen haben, ihre Bestände bei den Wohngebäudeversicherungen zu bereinigen. Unwetterbedingt rechnet sich häufig das Risiko-Ertragsprofil nicht mehr, die Policen werden unrentabel.

Den Versicherungsnehmern, die nicht aussortiert werden und damit Schwierigkeiten haben, einen neuen Versicherer zu finden, stehen erhebliche Beitragserhöhungen ins Haus. Eine Elementarschadenversicherung als Pflichtversicherung kann nur funktionieren, wenn sie mit einem Kontrahierungszwang für die Assekuranzen, analog zur KFZ-Haftpflichtversicherung, einhergeht.

Dies wird allerdings wieder schwierig, da eine gesetzliche Mindestdeckungssumme schwer festzusetzen ist. Die Versicherungssumme der Wohngebäudeversicherung bemisst sich nun einmal am Wert des Gebäudes. Eine 50- oder 25-prozentige Absicherung wäre schlicht Blödsinn.

Die Idee der Bayern macht, solange die Immobilienbesitzer nach wie vor nicht von sich aus aktiv werden, Sinn. Allerdings gilt es, noch einige Ungereimtheiten aus dem Weg zu räumen, bevor eine sinnvolle Gesetzesvorlage eingebracht werden kann.

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